Erkundung Aussenraum
Quartier Friesenberg
Zürich–Wiedikon
Besichtigungsschwerpunkte
1
Siedlung Hegianwandweg 28-36
2003
2
Siedlung Grünmatt
2012-14
3
Siedlung Gehrenholz
1986-91
4
Siedlung Rebhügel
1919, san. 1982
Seitenblicke
a
Siedlung Arbentalstrasse
1959, san. 1993
b
Siedlung Friesenberghalde
1969, san. 2000
c
Siedlung Wasserschöpfi
2010
d
Siedlung Talwiesen,
Binzallee 4-39 und
Bühlstrasse 43-47
2010
1 Siedlung Hegianwandweg 28-36, 2003
Bauherr: Familienheim-Genossenschaft FGZ
Architektur: EM2N Zürich
Landschaftsarchitektur: Zulauf Seippel Schweingruber, Zürich
Wohnungstypen und -zahl: 74 Wohnungen in 5 Gebäuden mit 2,5 bis 5,5 Zimmern
Besonderheit: Gemeinschaftsraum am Platz
Auf dem Sockel der Tiefgarage ruhen fünf Baukörper, die heute wild bewachsene Freiflächen mit Nutzgärten und Ruderalflächen aufspannen. Die EG-Wohnungen haben keinen direkten Bezug zu den Freiflächen. Der halbprivate Raum fliesst bis in die stets zugänglichen Eingangshallen mit Briefkästen. Vier Kunstarbeiten in diesen halbprivaten Flächen betonen die Zone des Übergangs: Farbige Leuchtstoffröhren von Lori Hersberger in der Tiefgarage, farbige Linien auf den Hartbelägen der Freifläche von Lang/Baumann, farbige Markisen von Carl Leyel, spiegelnde Glas-Treppengeländer von Stefan Altenburger.
2 Siedlung Grünmatt, 2012-14
Bauherr: Familienheim-Genossenschaft FGZ
Architektur: Graber Pulver Zürich/Bern
Landschaftsarchitektur: 4d, Bern
Wohnungstypen und -zahl: 59 REFH, 96 Geschosswhg. mit 2,5 bis 5,5 Zimmern
Besonderheit: Ersatzneubau
Die Wohnanlage ist in langen Zeilen entlang der Höhenkurven organisiert und weist längs wie quer zum Hang Erschliessungswege auf. Jeder Eingangstür sind ein Weg und ein Vorgarten zugeordnet. Den erdge-schossigen Wohneinheiten ist eine Vorzone als Terrasse und Garten vorgelagert. Hecken und Zäune trennen private Aussenräume von der halbprivaten Erschliessung innerhalb der Siedlung. Diese ist als siedlungsinterne Wohnstrasse ausgebildet und abschnittweise mit Briefkastenanlagen, Sandplatz und Sitzbänken gegliedert. Ein besonderes Augenmerk lag auf den vielfältigen Wechsel der Bodenbeläge, welche die Übergänge strukturieren.
3 Siedlung Gehrenholz, 1986-91
Bauherr: Intercity Liegenschaften
Architektur: Schindler & Zinsli, Zürich
Wohnungstyp und -zahl: 84 Wohneinheiten in 12 Haustypen
Besonderheit: Verdichteter Siedlungsbau
Die dichte Siedlung (Ausnützung 85%) bildet offene und geschlossene Höfe und weist ein erstaunliches Spektrum an Aussenräumen auf, wie Bachlauf oder Teich mit Steg. Eine unterirdische Parkgarage befreit vom sichtbaren Autoverkehr in der Siedlung. Schranken und Schilder schützen das Umfeld vor Unbefugten. Ein dichtes Neben- und Übereinander von Wohnungs-eingängen staffelt sich entlang kurzer Zugangswege. Die minimalen Vorzonen der clusterartig zusammengesetzten Häuser sind intensiv genutzt. Im dichten Kontext wirkt die Wohnungstür noch stärker als Zeichen der Individualität. Im Unterschied zu den anderen Anlagen ist diese Siedlung keine Genossenschaft, sondern verwaltet die Wohnungen in Eigentum und Miete.
4 Siedlung Rebhügel, 1919 (1981/82 Totalsanierung, Umbau, Balkone)
Bauherr: Stadt Zürich
Architektur: Gebrüder Adolf und Heinrich Bräm
Wohnungstyp und -zahl: 30 gleiche dreigeschossige Haustypen mit urspr. 3- und 2-Zi.whg. heute 1-4,5 Zi.whg.
Besonderheit: Städtische Siedlung
Schmale Vorgärten zur Strasse und ein parkartiger Innenhof charak-terisieren diese fünfte, durch die Stadt gebaute Siedlung. Hochaufragende Bäume, Grillstelle und Bänke prägen den leicht erhöht liegenden Hof, der durch die offenen Ecken der Blockrandbebauung erschlossen wird. Aufgrund der Optimierung von Kosten und Bauzeit in der extremen Not der Nachkriegszeit ist (mit einer Ausnahme) nur ein Haustyp realisiert worden. Die in den 1980er-Jahren zusammengelegten Wohnungen und angebauten Balkone sowie die neu gestalteten Innenhofzugänge zeigen das heutige Bild der klar geordneten Anlage mit aussenliegenden Eingängen und dem halbprivaten Innenhof für die Bewohner.
Donnerstag, 23. Mai 2013
Im Gemeinschaftsraum Siedlung Hegianwandweg
Die Erkundungstour und der anschliessende Workshop mit 15 bis 20 Experten setzte sich folgendermassen zusammen:
Moderation: Alex Willener, Hochschule Luzern – Soziale Arbeit
Inputs: Dialog zwischen Christian Reutlinger, FHS St. Gallen – Institut für Soziale Arbeit und Joachim Schöffel, HSR Rapperswil – Institut für Raumentwicklung
Erkundungstour: geführt durch Marie-Anne Lerjen, lerjentours Agentur für Gehkultur
Vier Gesprächsgruppen: geleitet vom Projektteam Claudia Cattaneo, Verena Huber, Anja Meyer, Roland Züger
Dokumentation: HSLU Luzern – Interdisziplinärer Schwerpunkt / Visual Narratives
Thesen
— Die halböffentlichen Zonen dienen der Kommunikation und Identifikation ihrer Bewohner. Sie leben von ihren Spuren.
— Sorgfältig und detailliert ausformulierte Übergänge und Grenzen machen den halböffentlichen Raum erlebbar, sie steigern die taktile Wahrnehmung und verlangsamen die Bewegung.
— Nutzungsoffene Räume ermöglichen den Zugang für viele.
— Die Aneignung halböffentlicher Räume erfordert Aushandlungsprozesse: Wer den Raum besetzt, schliesst andere aus.
— Die Nutzung von Aussenräumen und Zuwegen ist entscheidend durch ihre materielle Qualität determiniert.