Filme

Fred Truniger

Ein interdisziplinäres Team der Hochschule Luzern begleitete das Projekt „dazwischen“. Wir beobachteten mittels Fotografie und Video die sozialen Beziehungen zwischen den Bewohnerinnen zweier Wohnsiedlungen in der Stadt Zürich, die alltäglichen Tätigkeiten im halböffentlichen Raum und die Spuren dieser Handlungen. Unser Interesse galt zwei Aspekten: Die alltäglichen Handlungen und Beziehungen sollten in ihrem Kontext und die architektonischen Situationen in ihrem räumlichen Zusammenhang dargestellt werden. Die Videosequenzen sind nur montiert, nicht nachbearbeitet. Die Tonspur folgt streng dem Bildschnitt.

Die erste Gruppe von Videos zeigt einzelne Handlungen und Aneignungsweisen des Raums in Form von einfachen filmischen Montagen. Wir stellen analoge Situationen in schneller Folge dar, um Vergleichbarkeit zu schaffen. Die Studie zur Benutzung der geräumigen Balkone zeigt Privatheit, die auch im halböffentlichen Raum sichtbar wird. Auffällig ist dabei die Transparenz der Balkongeländer. Sie enthüllt alltägliches Verhalten, ohne bei den Bewohnerinnen das Gefühl der Privatheit zu beeinträchtigen. Implizit zeigt die Sequenz auch die Schwierigkeiten, diese Form sozialer Interaktionen überhaupt zu filmen. So konnten Kontakte zwar beobachtet, doch meist erst mit Verzögerung filmisch festgehalten werden.

 

Eine zweite Gruppe Videos widmet sich der Frage, wie räumliche Zusammenhänge einer Wohnumgebung filmisch erfasst werden können. Die Sequenzen experimentieren mit den bekannten Techniken filmischer Raumkonstruktion: Inszenierung und kontinuierlicher Schnitt. Zur Darstellung von Raumabfolgen wird eine Handlung in Form einer gehenden Schauspielerin eingeführt, die durch ihre Bewegung die Perspektiven direkt vor und nach dem Schnitt räumlich verortbar macht. Beim Sehen werden die fragmentierten räumlichen Kontinuitäten rekonstruiert. In einem anderen Beispiel orientieren sich Zuschauer an auffälligen Umgebungselementen, die über die Schnitte hinaus Orientierung stiften.

 

Diese Darstellungsweisen verstossen zweifach gegen eine streng wissenschaftliche teilnehmende Beobachtung mit Film, indem sie einerseits in das Geschehen vor Ort eingreifen und andererseits als Montagesequenzen die Handlungen fragmentieren, statt sie in ihrem Zusammenhang zu zeigen. Zur Repräsentation des räumlichen Kontinuums eignen sie sich aber besser als beispielsweise die in einem weiteren Beispiel gezeigte ungeschnittene Sequenz mit subjektiver Kamera im Gehen.

 

Projektbeteiligte:

Dr. Fred Truniger, Filmwissenschaftler, Hochschule Luzern – Design & Kunst

Dr. Ulrike Sturm, Architektin, Hochschule Luzern – Technik & Architektur

Prof. Alex Willener, Soziologe, Hochschule Luzern – Soziale Arbeit

Dr. des Bettina Nägeli, Medienwissenschaftlerin, Hochschule Luzern – Soziale Arbeit

Sarah Bühler, Studierende Master Design, Hochschule Luzern

Mirjam Steffen, BA Kunst & Vermittlung, Hochschule Luzern.

 

Fotografien:

Mirjam Steffen

 

Video und Schnitt:

Sarah Bühler

Gruppe 1

Gruppe 2